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Qual der Wahl

 

Meinungen, Fakten, Fakes

 

„An ihren Taten werdet ihr sie erkennen“

 

HFB 21-09-03

 

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Die Cloppenburger Kommunalwahl rückt näher. Am 12. September wird der gesamte Stadtrat neu gewählt. Ebenso soll das Bürgermeisteramt neu besetzt werden. Der bisherige Amtsinhaber, Dr. Wolfgang Wiese (CDU), tritt aus Altersgründen nicht wieder an. Zur Wahl stehen sechs Parteien und zwei Einzelbewerber sowie zwei Bürgermeisterkandidaten. Das sind Christiane Priester (SPD) und Neidhard Varnhorn (CDU). Trotz wachsender Unzufriedenheit mit der Cloppenburger Stadt-Politik wird auf eine hohe Wahlbeteiligung gesetzt. Jede nicht abgegebene Stimme ist eine verlorene. Alle wahlberechtigten Cloppenburger Bürger*innen sind daher aufgefordert, Farbe zu bekennen und sich aktiv an der Wahl zu beteiligen.

 

 

Eine Wahlkampfanalyse zur Wahl des

Stadtrates und der Bürgermeisterin/ des Bürgermeisters

im September 2021

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ST-Plakat-Kollage-21-01d

Die Stadt Cloppenburg zeigt sich bunt. Gender hin, Gender her. Diesmal sind es die Wahlplakate, die fast überall hängen oder stehen. Umweltschutz hin, Umweltschutz her. Der zählt nicht mehr. Eine Flut an Plakaten, finanziert aus Parteisteuern oder aus privaten Taschen. Bei der Anschaffung der Plakate und der Flyer, die demnächst noch die Briefkästen der Privathaushalte „übervölkern“, werden enorme Beträge fällig, die pro Partei, Wählergruppe oder Kandidat schon mal mehr als 20.000 Euro betragen können. Während Unternehmen für Plakatwerbung hohe Gebühren zahlen müssen, können die Parteien kostenlos werben. Das haben sie selbst für sich beschlossen. Aber davon abgesehen offenbaren die Plakate und Flyer oft mehr als den Parteien lieb ist. „An ihren Taten werdet ihr sie erkennen.“ (1. Johannes 2,1-6) Wer immer noch glaubt, die Kommunalwahl sei vorwiegend eine Persönlichkeitswahl, wird eines besseren belehrt. So haben Hohlphrasen Hochkonjunktur und besonders die parteigesteuerten Persönlichkeiten, die verantwortlich zeichnen, stellen sich nicht selten selbst ein Armutszeugnis aus, welches interessante Aufschlüsse über ihre politische Vergangenheit gibt. Es ist z.T. unfassbar, von welchen Kandidat*innen Politik bestimmt wird. Das ist die Politik, die -wie auch immer- ständig tiefer in die Privatsphäre aller Bürger*innen eingreift. Daher sollte jede Wählerstimme gut durchdacht sein. (01)

 

 

Parteienklüngel macht Wählerwillen zunichte

Zu Kommunalwahl 2016 legte die SPD mit zwei Sitzen zu und erreichte somit zehn Mandate. Diese verspielte sie schnell durch interne Streitereien, wobei zwei Mitglieder die Fraktion verließen und ihr Fraktionsvorsitzender, Adem Ortac, aus der SPD geworfen wurde. Wegen 2,50 Euro Rückstand bei den Mitgliedsbeiträgen. (02) Grund war der Vorwurf, der Nachfolger von Adem Ortac, Antifa-Aktivist Jan Höffmann, habe unter fragwürdigen Umständen das Amt des neuen Fraktionsführers eingenommen. Somit blieben der SPD sieben Sitze, wobei die weitere Ortskraft, Alexander Sonnenberg aus der Partei DIE LINKE, von nun an bedingungslos die achte Stimme garantieren konnte.

Die zwei ausgetreten Mitglieder der SPD-Fraktion, Christian Albers und Rolf Bornemann, gründeten zusammen mit dem ehemaligen FDP-Fraktionsmitglied, Bernd Pauly, die neue Fraktion SOZIALLIBERALES CLOPPENBURG. Ein Bündnis, was wenig auffiel, außer den nunmehr fast 150 Anfragen, die Ratsherr Bornemann der Verwaltung stellte und diese ständig auf Trapp hielt. Sein Recht auf Antworten wurde erfüllt. Erreicht hat der vielbeschäftigte Ratsherr Bornemann fast gar nichts!

Die UWG konnte zunächst mit einem Zusammenschluss der FDP-Fraktion glänzen, musste aber abspecken, als ausschließlich der Fraktionschef der FDP, Yilmas Mutlu, das Bündnis verließ und zum wiederholten Male zur CDU wechselte. (03) Der UWG-Fraktion blieben vier Mitglieder. Ihr Höhenflug war bereits beendet, als ihre Fraktionschefin, Jutta Klaus, nachdem sie bei der CDU in Ungnade gefallen war, den Posten der stellvertretenden Bürgermeisterin durch Abwahl verlor. Geschasst mit Hilfe der SPD-Fraktion und ihres ehrgeizigen Politbarons, Lothar Bothe, der sodann nach mehrfach angefochtener Inthronisierung durch die CDU erst verspätet das Amt von Jutta Klaus als Stellvertretender SPD-Bürgermeister übernehmen konnte.

Die Gruppe IBC und ZENTRUM trennte sich im Jahr 2018. Der Zentrumsvertreter, Udo Anfang, wechselte vertragsmäßig zur CDU und verhalf ihr schließlich zur entscheidenden Stimme, die den Christdemokraten zur absoluten Mehrheitsfraktion gefehlt hat.

Nach dem „Bäumchen Wechsel dich Szenarien“ war klar, dass sich die CDU-Fraktion zumindest in dieser Legislaturperiode als verlässlich stärkste Fraktion behaupten konnte. Den übrigen Wechselkandidaten war das Votum der Wähler*innen dagegen vollkommen egal. Sie wechselten dorthin, wo ihnen am meisten versprochen wurde. Es ging vorwiegend um persönliche Macht und persönliches Ansehen. Einzelne Aktivisten haben zudem gezielte Destabilisierungskampagnen gegen das Wählervotum betrieben. Zum einen durch penetrante Desinformationsinitiativen, zum anderen aber auch durch repressive Abwerbung von Mandatsträgern. Somit sollte sich der triviale Umstand bewahrheiten, dass unstetige Persönlichkeiten keinen stabilen Stadtrat garantieren können.

 

Cloppenburger Politik in der Abdrift zur Irrationalität

Unbestritten ist demnach, dass den Akteuren ihre eigenen Befindlichkeiten wichtiger waren als das gebetsmühlenhafte Runterbeten des Mantras „Zum Wohl der Stadt Cloppenburg“. Somit sollten sich die damit verbundenen Wahlversprechen spätestens nach dem Ende der gegenwärtigen Wahlperiode als Fake entpuppt haben. Der expressive Individualismus stieß aber dann an die Grenzen des Erträglichen, als es darum ging, die eigenen Mandatszulagen saftig zu erhöhen, die Parkgebühren kräftig zu erhöhen oder die Anforderungen an Einfamilienhäuser so hoch zu setzten, dass immer mehr junge Familien nicht mehr in der Lage sind, die gestiegenen Baukosten annähernd zu finanzieren. (04) Das alles natürlich „Zum Wohle der Stadt Cloppenburg“! Auf diese Weise mutierten die versprochenen Ziele zu Legenden, an denen die Polit-Akteure stets eisern festhielten. Die Irrationalität der Politik zeigte ihre perversen Züge.

Zu den Legenden gehört auch, dass die CDU volksnah ist oder sich dem Klimaschutz verpflichtet fühlt. Der Kaufland-Streit hat gezeigt, dass kein Biotop zu schade ist, um den wirtschaftlichen Standort Cloppenburg fürstlich zu bedienen. Viele Jahre zuvor waren in der Warthestraße ähnliche Dinge zu beobachten. Für die Ansiedlung des Lidl-Discounters wurde bei einer Nacht- und Nebelaktion ein Biotop umgepflügt und vernichtet. Die so geschaffenen Fakten garantierten die Umsetzung eines zweifelhaften B-Plans. Der Baubeginn des Lidl-Discounters ließ dann auch nicht lange auf sich warten.

Heutzutage wird jeder Blühstreifen medial dick aufgetragen und als Elixier des neuen Lebensgefühls gefeiert. Verschwiegen wird, dass dieser Streifen oft weit weniger als ein Hundertstel der durch Bebauung vernichteten Biotope oder Grünanlagen ersetzt. Vor diesem Hintergrund sind die Kunstrasenplätze zu verstehen, die u.a. von CDU und SPD mehrheitlich durch den Rat gepeitscht wurden. Im Jahr 2021 stellen sie nichts anders als Wahlgeschenke dar, um die nötigen Mehrheiten zur Septemberwahl 2021 zu mobilisieren.

Genau so wenig wie die CDU umweltfreundliche Politik betreibt, so wenig steht es das Markenzeichen der SPD, für Sozialpolitik zuständig zu sein. Auch wenn die Rote Fahne noch so hoch gehalten wird: Ihr individualpolitisches Streben orientiert sich vielmehr an Gebühren-Erhebungen- und -Anhebungen, Verteuerungen von Baustandards sowie großzügigen Zuschüssen an Firmen und Unternehmen in Millionenhöhe. Bedient werden zudem Investoren, die mit dem bau von Mehrfamilienhäusern zur unverhältnismäßig hohen Verdichtung in Cloppenburg beitragen. Das Bestreben der SPD, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, kann so nicht funktionieren. Schon gar nicht dadurch, dass die Straßenausbaugebühren weiterhin durch die SPD-Fraktion favorisiert werden. Ein sozialpolitischer Schwerpunkt ist nun wirklich nicht auszumachen. Glaubwürdige Sozialpolitik sähe anders aus. Nichtsdestoweniger wird viel versprochen . Das aber auf Kosten der Steuerzahler!

 

Panische Rettungsversuche als Folge politischer Demenz

Nunmehr steht vor allem der CDU das Wasser bis zum Hals. Aber auch der SPD. Zum Protest der Bauverdichtung im Inselviertel kommt noch der im Gebiet der Braker Straße. Wie bereits im Inselviertel soll auch dort die Bauplanung plötzlich nicht mehr gelten. Zur Freude der Anwohner, die aber nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. (05) Denn gerade mit den Stimmen der SPD wurde fünf Jahre nichts anderes betrieben als die Bauverdichtung, die nun kritisiert wird.

Gerade im Wahljahr 21 findet der Protest der Anlieger Gehör. Die fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und vor allem auch eingeschüchtert. (06) Und hat es nicht lange gedauert, bis dass die aufgeschreckte SPD mit der CDU gleichzog und sich im Gefolge ihre Bürgermeisterkandidatin, Christiane Priester (SPD), den Anwohnern nur noch anbiedern konnte. Zum selben Anliegen. Exklusiv aufgemacht durch ihren stadtbekannten links-grünen Lokalredakteur. All die Jahre nichts gesehen, nichts gehört und vielleicht auch nichts gerochen. Als wenn das Verdichtungsproblem nie Thema gewesen wäre (07) (LINK: Antrag-14). Aber die Verwaltungsbeamten hätten laut SPD angeblich nicht umfassend informiert. (08) Das wiederum wird von der CDU kritisiert und es folgt eine zweite Welle der medialen Aufgeblasenheit. Als seien Streitereien wichtiger als politische Inhalte.

Nun die große Einsicht? Nein, die politische Demenz ist nie vorbei: Nach der Wahl wird das wohl anders als versprochen kommen. Viele Anwohner sind angewidert, nicht nur von dem Verhalten der CDU, sondern auch von der SPD, die hinter den Kulissen, nunmehr mit medialer Zugabe, den politischen Himmel auf Erden verspricht. Als Folge des politischen Desasters der bisherigen Ratsperiode in puncto Verdichtung u.v.m.

Wenn sich nun CDU und SPD auf die Seite der Bürger*innen stellen, die immer wieder mit Einwendungen gegen Bauverdichtungen auf sich aufmerksam gemacht haben, so sollte man die CDU-SPD-Aktionen mit Vorsicht bewerten. Nach jahrelanger Bauverdichtungen und vielen Versprechungen, moderater zu bauen, sind CDU und SPD nun wirklich nicht die Parteien, die in dieser Hinsicht allzu ernst zu nehmen sind. Es ist vielmehr so, dass der CDU vor der Wahl das Wasser bis zum Halse steht. Die Cloppenburger Christdemokraten befürchten, die Mehrheit im Rat der Stadt Cloppenburg endgültig zu verlieren, (09) während die SPD mit ihrem Chef Höffmann hoch hinaus will. Über einen Landtagssitz bis hin ins Bundeskanzleramt.

 

Identitätsverlust im Fahrwasser des Einheitsbreis

Kein Wunder also: Stets war eine merkwürdige Übereinstimmung immer dann zwischen den Fraktionen CDU und SPD zu beobachten, wenn es um populistische Inhalte gegangen ist. Die Verweigerung gegenüber einer Christlichen Grundschule steigert sich im Wahljahr 2021 im gemeinsamen Bestreben nach politischer Macht, gehobenem Ansehen und egozentrischem Selbstbefinden. (10) In diesem gefährlichen Fahrwasser gedenkt besonders die SPD durch Nachtreten zu Punkten. Wenn es brenzlich wird, auch mal verspätet. (11) Doch in Wirklichkeit hat sie ihre Identität bereits verkauft. Ganz nach dem Vorbild der Bundes-SPD. Wer dieses billige Politik-Imitat nicht mag, sollte lieber das Original wählen.

Und die GRÜNEN im Rat der Stadt Cloppenburg lassen es sich nicht nehmen, mit Ausnahme der Kunstrasenplätze, bei vielem fleißig mitzustimmen. Hierbei stehen sie im Widerspruch zu einer ausgewogenen Sozialpolitik. Sie bestehen, wie auch die übrigen Fraktionen, auf den Baustandart KfW 40. Hierdurch wird das Bauen von Eigenheimen deutlich teurer. (12) Es können nur noch Besserverdienende zum Zug kommen. Dass die GRÜNEN hierbei junge, finanzschwächere Familien auskicken, wollen sie nicht wahrhaben. Dennoch können die GRÜNEN keine wirklichen Erfolge in puncto Umweltpolitik vorweisen. In der Regel werden ihre Anträge überstimmt. Das aber auch deswegen, weil ihr Kampfgeist mit fortgeschrittenem Lebensalter naturbedingt nachgelassen hat.

Die UWG hat sich u.a. stark gemacht für einen Bestattungswald, für verstärkten und verbilligten Schwimmunterricht oder für diverse Stiftungseinrichtungen. Letztere sind mit Kapitaleinlagen privater Anleger finanziert, um nicht nur Gutes zu tun, sondern auch um Steuern zu sparen. (13) Stiftungen können der Allgemeinheit nützlich sein - das soll auch gar nicht in Zweifel gezogen werden- aber sie entziehen sich den öffentlichen Entscheidungsprozessen. Kurz: Das Kapital und nicht die Politik bestimmt den Verwendungszweck des Geldes, welches den allgemeinen Steuereinnahmen vorenthalten wird.

Nichtsdestoweniger ist die UWG -unbemerkt von der Öffentlichkeit- nichts anderes als eine Art nahe Verwandte ihrer unliebsamen CDU. Weniger sozial und umweltkritisch als vielmehr in streng konservativer Manier kapital- und wirtschaftsorientiert. Getragen vorwiegend vom wohlhabenden Klientel ihrer Wählerschaft. Sie unterstützt den Bürgermeisterkandidaten, Neidhard Varnhorn (CDU), nicht öffentlich. Wohl aber hinter verschlossenen Türen. Es gibt keinen eigenen Bürgermeister-Kandidaten der UWG. Somit kann sie undercover der CDU ihre Nähe signalisieren, ohne dem CDU-Bürgermeisterkandidaten in den Rücken zu fallen. Generell ausgeschlossen ist damit natürlich auch, die rot-grüne Kandidatin, Christiane Priester (SPD), zu hofieren.

Bei zu viel Ähnlichkeit darf es auch mal so sein, dass sich UWG und CDU nach außen nicht sonderlich zugeneigt zeigen. Ein Versuch ihrer eigenwilligen Vorsitzenden, Jutta Klaus, ist kläglich gescheitert. Sie wurde von ihrem Amt als stellvertretende Bürgermeisterin entfernt. (14) Federführend durch die CDU. Unterstützt von der nach Allmacht strebenden SPD-Fraktion (15), die nun politische Morgenluft witterte. Somit haben CDU und UWG niemals einen Fraktionszusammenschluss angedacht. Eine solche Konstellation wäre allerdings die ehrlichere Variante des politischen Alltagsgeschäfts im Cloppenbuger Rathaus gewesen.

Die Bezeichnung der Gruppe SOZIALLIBERALES CLOPPENBURG stößt auf ein Widerspruch. Es stellt sich die Frage, wie sich Soziales und Liberales politisch zusammenfügen können. Sozial ist niemals liberal und Liberal ist niemals sozial. Die „Gruppe des inneren Widerspruchs“ kann ausschließlich als Zweckbündnis verstanden werden, das sich zusammenfand, als sich SPD- und FDP-Fraktion im Streit zerlegt haben. Politisch auffällig war die sozialliberale Gruppe im Grunde nie, sondern eher zurückhaltend. Eine Strategie, die sich nun bezahlt machen sollte. Zur Kommunalwahl 2021 tritt sie wie auch die IBC -das aber aus anderen Gründen- nicht wieder an. Und das nach dem Motto “Tote leben länger!” Demzufolge stehen der im Jahr 2015 von der CDU abgewiesene Kandidat, Bernd Pauly, ehemals FDP, und Christian Albers, ehemals SPD, nunmehr auf der Kandidatenliste der CDU. (16) Wiederum muss man sich fragen, welche lohnenswerten Vorleistungen erbracht wurden, um einen SPD-Mann zur CDU umzupolen. Nun drängt er als innerlich bewegter Generalsekretär des Bürgermeisterkandidaten, Neidhard Varnhorn (CDU), medial auffällig in die Öffentlichkeit. Das wird wohl der Hoffnung geschuldet sein, im Angesicht des wenig aussichtsreichen Platzes 36 der CDU-Wahlliste doch noch auf einen Wahlerfolg zu hoffen.

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Einige der Kandidaten, die sich nunmehr im gesamten Cloppenburger Stadtgebiet auf außergewöhnlich vielen Plakaten mit Bild und Namen präsentieren, haben es geschafft, ihre politische Einstellung nicht nur um 30 oder 90 Grad zu drehen, sondern sie mit einer 180-Grad-Wendung vollkommen umzukehren. Hin zu einer konservativen Richtung, die bereits seit Jahrzehnten von den Christdemokraten hochgehalten wird. Selbstverständlich ist es jedem selbst überlassen, wie er sich positioniert. Doch die 180 Grad scheinen bei den Wählern nicht gut anzukommen. Diese maßlose Drehung überzeugt nicht. Sie ist mit keiner logischen Meinungs-Struktur vereinbar und fördert keinesfalls die Glaubwürdigkeit der betreffenden Kandidaten. Und da nichts weiter bekannt ist, außer evtl. schön formulierter Statements, bleibt ein fader Geruch, der sich penetrant in der Öffentlichkeit verbreiten wird.

Parteifragmente in Zeiten des Aufbruchs

FDP, ZENTRUM und LINKE gehen weitestgehend unter im Gewühl des politischen Alltags unter. Die drei Partei-Fragmente haben sich billig verkauft an Fraktionen, in denen sie nur untergehen konnten. Yilmas Mutlu (FDP) und Udo Anfang (ZENTRUM) gingen zur CDU und Alexander Sonnenburg (DIE LINKE) war annähernd von Anfang an Fraktionsmitglied der SPD. (18) Kompensiert wurden ihre Beitritte weniger mit Treuepunkten, als vielmehr mit politischen Posten. Mehr nicht! Für diese waren sie aber nicht gewählt. Demnach können sie niemals das „Wohl der Stadt Cloppenburg“ bedient haben, sondern ausschließlich ihr eigenes.

Nachdem Yilmas Mutlu (FDP) –wie in den Wahlperioden zuvor- alle seine Fraktionsmitglieder verloren hatte, möchte er nunmehr mit seinem Wahl-Slogan, „Nie gab es mehr zu tun!“ (19) endlich das nachholen, was er all die Jahre versäumt hat. Er hat z.B. versäumt, für den IBC-Antrag zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge zu stimmen, weil er dagegen war. Nun steht in seinem FDP-Wahlflyer, dass er für die Abschaffung dieser Beiträge ist. Welch´ ein Durcheinander! Auch hatte er mindestens fünf Jahre Zeit, einen solchen Antrag zu stellen. Er hat es aber nicht gemacht. Warum nicht?

Udo Anfang (ZENTRUM) erfindet sich unter Starkstromeinfluss neu mit seiner ZENTRUMS-Liste inklusiv 7 Kandidaten (20) und Alexander Sonnenburg (DIE LINKE) scheint wohl endlich wahrgenommen zu haben, in welcher Partei er als Mitglied geführt wird. So zumindest der Eindruck, den er immer wieder selbst vermittelt hat.

Zum Spektrum des nächsten Stadtrates wird nunmehr auch die AfD mit den Kandidaten Sven Sager und Iris Hermes gehören. Man darf gespannt sein, wie die übrigen Fraktionen auf diese Rechts-Fraktion reagieren. Die Antifa-Aktivisten im Cloppenburger Stadtrat jedenfalls sollten dann haushalten. Ansonsten werden sie in jeder Sitzung durchdrehen müssen. Darüber hinaus möchten auc. die zwei Einzelkandidaten, Wolfgang Brinkmann und Reinhard Palke, in die Polit-Arena eintreten Ihre politische Position ist allgemein noch nicht bekannt . Es ist aber davon auszugehen, dass sie sich sachlich einbringen werden. Zumindest haben sie das angesagt. Aber sie sollten nicht davon ausgehen, dass ihre Meinungen vom Mainstream der übrigen Fraktionen abweichen dürfen. Ansonsten droht ihnen enormer Gegenwind, der sie zu Underdogs macht, die die Rat und Lokalpresse immer irgendwie brauchen. Das würde sich bei Gelegenheit konkret durch eine Mischung aus penetranter Ignoranz, inkompetenter Hasskritik oder subtilen Diffamierungen bemerkbar machen. Von wegen Demokratie!

 

 

Hologramme einer weichgespülten Politik

Vor diesem Gesamthintergrund treten nun die Bürgermeisterkandidaten, Neidhard Varnhorn (CDU) und Christiane Priester (SPD), ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Quasi als Hologramme der Politströmungen, die bisher die gängigen Spektren im Rathaus abgebildet haben. Da sich diese Meinungen nicht groß voneinander unterscheiden, können die Bürgermeisterkandidaten auch nicht anders, als mit tautomeren Botschaften glänzen. Entgegen anderslautenden Behauptungen gibt es keinen „politisch zerklüfteten Stadtrat“. (21) Vielmehr ist die Cloppenburger Politik –wie bereits mehrfach ausgeführt- von zu viel Übereinstimmung geprägt. Folglich heißt das Steckenpferd von Neidhard Varnhorn (CDU) „autofreundliche Fahrradstadt“ und das von Christiane Priester (SPD) „fahrradfreundliche Autostadt“. Wenn es dann weiter heißen würde, „CDU gleich SPD“ wäre der Polittrend der vergangenen fünf Jahre nicht falsch beschrieben. Der Einheitsbrei könnte nicht offensichtlicher sein.

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(22)

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Die Symbolik könnte nicht krasser sein. Während sich Neidhard Varnhorn hinter einem Bauzaun versteckt, schaut Christiane Priester von oben auf die Stadt, nachdem dem sie wohl mehrmals durch den Grafikfilter gejagt wurde. So richtig bei den Bürger*innen angekommen sind beide nicht. Zu flach war der Wahlkampf, der nur phrasierte Unterschiede zeigte. Während Varnhorn meint, den Wahlkampf so aussitzen zu können, verpasst Priester die Gelegenheit, mit wirklich brennenden Themen zu punkten. So gesehen erreicht sie keine Wechselstimmung in Cloppenburg. Ohne kritische Reflexion bedient sie weiterhin das “System Wiese” und somit ihren Gegenkandidaten. Nunmehr kann sie nur noch auf das unkalkulierbare Bauchgefühl der Wähler*innen setzen.

Beide Bürgermeister-Kandidaten scheinen eines nicht begriffen zu haben: Die Bürgermeisterwahl befasst sich nicht mehr mit der Person Dr. Wolfgang Wiese, der, wie im Jahre 2014 demonstriert (23), von jedem Kartoffelsack, der sich zu Wahl stellen würde, hätte abgelöst werden können. Diese Einschätzung bestimmte 2014 die öffentliche Meinung. Mit einer massiven Protestwahl ist aber diesmal nicht zu rechnen. Die Kandidaten hätten schon einen lebhafteren Wahlkampf betreiben müssen, um ihrer individuellen Richtung eine gewisse Note zu verpassen. Die politische Vielfalt kann nicht dadurch demonstriert werden, dass Varnhorn (CDU) den biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau herauskehrt und Priester (SPD) die Gender-Theorie glorifiziert und schlussfolgert, dass es keine Unterschiede zwischen Frau und Mann gibt. Wer soll das noch verstehen?

Wenn aber beide Bürgermeisterkandidaten, Varnhorn und Priester, weiterhin so viel Einheit zeigen wie bisher, dann sollten sie ihren Wahlerfolg der Lotterie überlassen, wobei sie allerdings ihre individuellen Wahlchancen noch weiter verspielen. Aber es sieht so aus, als könnten die Bürger*innen bis zum Nimmerleinstag auf die Themen warten, die sie wirklich interessieren.

Diese Themen wären z.B. die Bauverdichtungen, die ständigen Gebührenerhöhungen oder auch die zukünftige Corona-Strategie vor Ort. Offenbar fehlt den Bürgermeisterkandidaten der Mut, diese Themen und noch viele mehr offensiv anzusprechen. Nicht nur „Zum Wohle der Stadt Cloppenburg“, sondern auch für deren Bürger*innen.

Im Flachwasser-Wahlkampf geht Neidhard Varnhorn allerdings das geringere Risiko ein. Das in zweifacher Hinsicht: Zunächst ist er CDU-Kandidat, der traditionell mehr Stimmen auf sich ziehen könnte als Christiane Priester. Priester tritt dagegen nicht als Alternative zum System Wiese in Erscheinung. Der Wahlkampf des SPD-Mitglieds Priester bleibt zu flach.

Nunmehr sollte Priester ihre Erfolgschancen dringend überdenken. Leider hat sie das noch nicht kapiert. Ihr Schmusekurs mit Varnhorn findet kein Ende und das könnte ihren Wahlerfolg zunichte machen. Wenn also Priester und Varnhorn die Podiumsdiskussion mit Herz starten (24), so sollten doch beide zumindest darauf hinweisen, dass eine Doppelspitze im Cloppenburger Rathaus keine realistische Option ist.

Dass es auch zu einer richtigen Diskussion kommen kann und nicht zu einer „Mit Herz“ des zu beobachtenden „Einheitsbreis“ im Cloppenburger BGM-Wahlkampf, war in der Gemeinde Cappeln zu beobachten. „Im Laufe des Abends entwickelte sich eine rege Diskussion, beide Kandidaten konnten sich die ein oder andere Spitze gegenüber dem Kontrahenten nicht verkneifen.“ (25) Das ist, was der Wähler erfahren will. Doch in Cloppenburg scheint der politische Diskurs vollkommen unbekannt zu sein.

 

Die Wähler*innen sind gefragte wie schon lange nicht mehr

Ob der Wahltermin im September 2021, in der der Wahlkampf zur Haupturlaubszeit stattfindet, der Richtige ist, sei dahingestellt. Dennoch bestimmt Politik fast alle Lebensbereiche der Menschen. Das scheint nicht jedem Kandidaten klar zu sein. Ansonsten wäre mehr Pep im Cloppenburger Wahlkampf zu erwarten. Darüber hinaus scheint es einigen Kandidaten entgangen zu sein, in welcher Liga sie spielen werden, wenn sie oder er gewählt oder auch wiedergewählt ist.

Was die Anzahl die Bürgermeisterkandidaten (26) und die politische Meinungsvielfalt in Cloppenburg betrifft, so haben die Bürger*innen eine geringe Auswahl. Dennoch ist es der bereits so abgestrafte Wähler, der die politische Zukunft seiner Stadt in Händen hält. Mit seiner Stimme, die er im demokratischen Eigeninteresse nicht verschenken sollte. Es bleibt aber nicht ausgeschlossen, dass nach einem Cloppenburger Flachwasserwahlkampf ausschließlich nach Bauchgefühl entschieden wird. Also weiter so und die Erfolgschancen, gewählt zu werden, bleiben für alle gleich. Sowohl für die Bewerber*innen des Rates als auch für die der Bürgermeisterposten. Quasi nach einem Cloppemnurger Wahlkampf, der nie ein richtiger war.

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Quellen

 

(01) Kollage/ Im Meer der Wahlplakate, Bergmann, 2021.

(02) https://www.hermannbergmann.de/html/fall_ortac1.html

(03) https://uwg-cloppenburg.de/2019/02/21/nwz-vom-11-02-2019-uwg-und-fdp-loesen-wie-erwartet-fraktion-auf-12-02-2019/

(04) https://www.hermannbergmann.de/html/kfw_40.html

(05) https://www.om-online.de/om/kurswechsel-cdu-vertreter-stellen-sich-hinter-anlieger-protest-81782

(06) MT, Lesemeinung, Appell an die Stadt: Es zeigt von Rückgrat, gemachte Fehler zuzugeben. „(…) Verweis auf (…) Einschüchterungen der Anwohner (…)“, 03.09.2021.

(07) Pressebericht der IBC und des Zentrums, 2014.

(08) https://www.om-online.de/om/braker-strase-politiker-wussten-vom-ausmas-der-neubauten-82151

(09)https://www.om-online.de/om/kurswechsel-cdu-vertreter-stellen-sich-hinter-anlieger-protest-81782

(10) https://www.hermannbergmann.de/html/spaltung.html 

(11) https://www.om-online.de/om/braker-strase-politiker-wussten-vom-ausmas-der-neubauten-82151.

(12) https://hermannbergmann.de/html/kfw_40.html

(13) https://www.winheller.com/fileadmin/redaktion/Publikationen/stefan_winheller/Gutes_tun_und_Steuern_sparen_magazin-werte-stiften-0709_30.pdf

(14) https://www.nwzonline.de/cloppenburg/politik/cloppenburg-politik-jutta-klaus-erklaert-ruecktritt_a_32,1,205873533.html

(15) https://hermannbergmann.de/html/schiedskommission.html

(16) https://www.om-online.de/politik/cdu-holt-albers-und-pauly-ins-team-50621

(17) Wechselkandidaten, Kollagen, Bergmann, 2021.

(18) https://www.nwzonline.de/cloppenburg/politik/ratsherr_a_31,1,2161724378.html

(19) https://www.facebook.com/yilmaz.mutlu.9

(20) https://clponline.de/zentrums-partei-stellt-kandidaten-fuer-kreistag-und-stadtrat-vor/

(21) https://www.om-online.de/om/varnhorn-und-der-rollenwechsel-vom-verwalter-zum-gestalter-81071

(22) Portraits der BGM-Kandidaten/ Bergmann, 2021.

(23) https://www.nwzonline.de/cloppenburg/wiese-kommt-mit-blauem-auge-davon_a_14,7,3434543520.html

(24) https://www.om-online.de/politik/podiumsdiskussion-in-cloppenburg-priester-und-varnhorn-starten-mit-herz-80372,

(25) https://www.om-online.de/politik/cappelner-kandidaten-liefern-sich-ein-spannendes-duell-80775

(26) Was in Cloppenburg nicht funktioniert, scheint in Osnabrück ungemein besser zu laufen: https://osna-live.de/27044/diese-acht-kaempfen-bei-ob-wahl-um-das-osnabruecker-rathaus/

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