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Schottisches Referendum

 

Ein unabhängiges Schottland wird Europa verändern

 

HFB-14-09-14

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Am kommenden Donnerstag stimmen die Schotten darüber ab, ob Sie Mitglied des Vereinigten Königreichs (United Kingdom) bleiben. Jüngste Umfragewerte sagen eine knappe Mehrheit für die Unabhängigkeit voraus. Falls das Referendum Erfolg haben sollte, wäre das ein markanter Einschnitt für das Selbstverständnis der Europäischen Union.

Sie nämlich würde einen Teil ihrer Bürger verlieren. Denn ein unabhängiges Schottland wäre nicht automatisch Mitglied der Europäischen Union. Die Mitgliedschaft müsste neu beantragt werden. Schottland wäre dann mit seinen fünf Millionen Einwohner ein Liliputstaat und stünde auf der Stufe von Serbien, über dessen Mitgliedschaft in der EU auf Antrag noch entschieden werden müsste. Der schottische Premierminister Alex Salmond ist in vorderster Linie Kämpfer für ein unabhängiges Schottland (YES), welches Europa erheblich verändern könnte. Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung z.B. würde sich einen möglichen Erfolg Schottlands zum Vorbild nehmen. Der ehemalige britische Premierminister, Gordon Brown, hält mit seinem NO dagegen.

Doch was treibt die Schotten, eine Abspaltung des Vereinigten Königreichs anzustreben? Hierzu habe ich vor Ort Gespräche mit Bürgern geführt, die in den Straßen Werbung für die Unabhängigkeit machten. Ein oft vorgebrachtes Argument an den Straßenständen der Befürworter ist die außerordentliche Wirtschaftskraft, mit der sich der nördliche Teil des britischen Inselstaates in das United Kingdom einbringe. Die Fünfmillionen Schotten seien in dieser Hinsicht nicht zufriedenstellend im Londoner Parlament der insgesamt 63 Millionen Briten vertreten. London profitiere von der schottischen Stärke, ohne sie aber ausreichend zu würdigen. Nun reiche es und man wolle die Unabhängigkeit dazu nutzen, mehr im eigenen Land zu investieren.

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SCO statt GB ist schon lange Zeit auf den Kennzeichen der Autos zu sehen. Viele Autobesitzer in Schottland legen Wert auf diesen besonderen Hinweis ihrer Heimatverbundenheit.

Zum schottischen Territorium gehören 80 Prozent der Bohrinseln in der Nordsee, von denen Erdöl gefördert wird. Hier läge u.a. der Reichtum des Landes, meinen die „Nationalisten“. Aber nur so lange wie das Öl fließe, kontern Kritiker des Referendums. Das aber beeindruckt die Befürworter wenig. Denn auch der Finanzsektor, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die kreativen Industrien und der Biotechnologie seien ein Plus für ein unabhängiges Schottland. Mit diesen Hinweisen erfolgt die Werbung für die Unabhängigkeit umso überzeugender und kommt nun bei immer mehr Schotten positiv herüber.

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Der Dudelsack ist das Schottische Nationalinstrument. Dann aber darf der einzige Engel mit Dudelsack auf der Welt -wie hier in der Kirche von Fort George- auch nicht fehlen!

Was die Unabhängigkeits-bewegung auf keinen Fall behalten will, sind die Nuklearwaffen, die man nach dem Referendum an das verbliebene Vereinte Königreich übergeben wolle. Somit müssten die nuklearwaffenbestückten U-Boote aus den schottischen Basen Faslane-on-Clyde und Coulport abgezogen werden, wobei eine neue Basis noch nicht einmal gefunden ist.

In London hat man das Unabhängigkeitsbestreben der Schotten lange nicht ernst genommen. Doch als Umfragen eine knappe Mehrheit für die Unabhängigkeit zeigten, wurde die Regierung des britischen

Auf meine Frage, welche Währung den ein unabhängiges Schottland führen wolle, bekam ich eine anlehnende Haltung zum Euro zu spüren. Selbstverständlich strebe man eine Währungsunion an, die wie bisher das britischen Pfund als Zahlungsmittel ausweise. Ob das britische Parlament die Währungsunion unterstütze, fragte ich weiter. Doch in der Antwort, dass das bereits jetzt klar sei, war eine große Unsicherheit herauszuhören, denn bereits heute lehnen hochrangige Politiker in London eine Währungsunion mit einem unabhängigen Schottland demonstrativ ab.

Mit ihrer Einstellung zum Thema Mitgliedschaft in der Europäischen Union zeigen sich die Befürworter ähnlich optimistisch: Man könne sich nicht denken, nicht mehr zur Europäischen Union zu gehören! Besonders wenn sie, die Schotten, die Unabhängigkeit nicht durchsetzen würden, könnte der Ausstieg rasch erfolgen. Regierungschef Cameron strebe schließlich ein Referendum an, mit dem die Bürger über einen Austritt aus der Europäischen Union entscheiden sollen. Ganz sicher waren sich die Politikvertreter, dass die Queen, Elisabeth II., weiterhin Staatsoberhaupt von Schottland bleibe.

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Inverness, eine Stadt in idyllischer Landschaft, hoch im Norden Schottlands. Hier ist der Eingang des Caledonian Canals, der durch viele Seen, wie z.B. durch Loch Ness, führt und die Nordsee mit dem atlantischen Ozean verbindet. Inverness ist ein beliebtes Reiseziel vieler Touristen.

Königreichs nervös. Die Königin angeblich auch. Nun reagieren Londoner Parlamentarier mit hektischen Besuchen in Schottland. Ohne aber zu versäumen, längst überfällige Zugeständnisse in Richtung Edinburgh zu äußern. Eine Abspaltung Schottland vom Rest des Königreichs brächte London einen beträchtlichen Ansehensverlust in der Welt. Doch die Gesten scheinen zu spät zu kommen und mögen viele Schotten nicht mehr überzeugen.

 

Das Gegenteil ist der Fall: Je intensiver die Verantwortlichen der britischen Regierung die Schotten in den letzten Tagen vor dem Referendum umwerben, desto vehementer die Reaktion vieler Bürger. Eine Reaktion, die den Londonern Abgesandten Unglaubwürdigkeit unterstellt. Und so wird in der Bevölkerung der Wunsch verstärkt, sich endlich von den "Heuchlern" lossagen zu können. Denn zu lange haben die Regierungspolitiker in London geschlafen, um in den letzten Stunden noch glaubwürdig zu erscheinen.

 

Am Donnerstag, dem 18. September 2014 findet das Referendum in Schottland statt. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet.

 

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